“Ich brauch ein Brot holt mich hier raus!” bzw. um genau zu sein: “Ich habe zuviel Ruchmehl und Kamut, was soll ich tun? Ich brauche ein Brot!” So klang die Mehlvorratvernichtungsadhocrezeptanfrage von…nennen wir sie…Heidi!
Challenge? Accepted!
Mit diesen beiden Mehlsorten die es zu verarbeiten galt, traf Heidi mitten ins Schwarze – denn beide zählen zu meinen Lieblingsmehlinnen und -mehlen. Die Aufgabe, die beiden miteinander zu vermä(e)hlen konnte zeitlich nicht passender kommen. Ich war gerade am Experimentieren – diesmal im Fokus: Porridge Breads & Double Fermentation nach Chad Robertson.
Damit ist gemeint dass man Quellstücke, die dann zu Porridge eingekocht werden (in unserem Fall Dinkelflocken wie Ihr unten im Rezept sehen werdet) etwa einen Tag vor dem Backen bereits ansetzt und mit ein wenig Sauerteig anreichert. So fermentiert das Quellstück noch vor dem Hinzufügen zum Teig, was sich in einem wahnsinnig tollen Aroma niederschlägt. Die nächste Fermentation erfolgt dann im Hauptteig – double fermentation eben.
Bei der Rezeptentwicklung für das #brotokoll hatte ich jedoch während des Verschlingens der ersten Ruchmut-Brotscheibe die Idee, die Rezeptur auf Brötchen abzuwandeln. Was soll ich sagen? Ich habe dabei Ruchmut bewiesen den man so nicht kaufen kann. Für alle Sauerteigenthusiastinnen und -enthusiasten, Hefewassergroupies (ich persönlich finde die Kombination aus Sauerteig, hier fest geführt – und Hefewasser , hier in einem Poolish eingesetzt, grandios in Trieb und Geschmack) und alle die es noch werden wollen: Euch erwarten resche, fluffige, extrem aromatische Brötchen mit dem gewissen Extra – Porridge inside. Danke Heidi!
Habt auch Ihr einen speziellen Rezeptwunsch? Dann kontaktiert mich einfach HIER. Ich freue mich auf Eure Anfragen.
Ihr habt noch kein Hefewasser am Start? Dann wird es aber höchste Zeit! Alle Infos dazu findet Ihr HIER.
Happy baking!
Ruchmehl:
Ursprünglich aus der Schweiz stammend, lässt sich diese Sorte zwischen der Mehltype 700 (Ö) bzw. 550 (D) und Vollkorn einordnen. Produziert wird es aus Weizen oder Dinkel. Das besondere an Ruchmehl ist neben der hohen Wasseraufnahme und den tollen Klebereigenschaften auch ein nährstoffseitiger Pluspunkt gegenüber Weißmehl: Ruchmehl enthält einen größeren Anteil der äußeren Schalenschicht und so mehr Eiweiß, Vitamine und Mineralien.
Kamut Khorasan Weizen:
Kamut zählt zu den Urgetreidesorten und wird rein ökologisch angebaut – auch Kreuzungen sowie genetische Veränderungen sind absolut tabu. Im Vergleich zu modernen Weizensorten ist Kamut Khorasan Weizen wesentlich reicher an Vitaminen, Aminsosäuren, Mineralien und Proteinen. Er ist nicht nur sehr bekömmlich, sondern bringt auch ein tolles leicht süsslich nussiges Aroma mit.
Quellen: Wikipedia, kamut.com, bongu.de, homebaking.at
- 300 g Ruchmehl erhältlich auf bongu.de
- 60 g Kamut
- 70 g Dinkelflocken alternativ: jegliche andere Art von Flocken nach Wahl
- 20 g Altbrot geröstet und gemahlen
- 180 g Wasser exkl. Brüh- und Quellstück
- 70 g Hefewasser aktiv
- 3 g Anstellgut vom Weizensauer (TA200) aktiv
- 8 g Salz
- 7 g Olivenöl
TA (Hydration) 171 (71%) Zutaten
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140g Wasser
1/2 - 1TL Anstellgut
Die Flocken im Wasser in einer Schüssel einweichen, dann einen halben bis einen ganzen (je nach Wunsch der Intensität) Teelöffel Anstellgut unterrühren. Die Schüssel nun gut abdecken und das Quellstück 12-24 Stunden lang fermentieren lassen. Danach die gesamte Masse in einen Topf füllen und unter ständigem Rühren einkochen, bis die gesamte Flüssigkeit von den Flocken aufgenommen wurde und das Porridge fertig ist. Unbedingt vor dem Hinzufügen zum Hauptteig auskühlen lassen!
25g Kamut
30g Wasser (25-27 Grad Celsius)
3g Anstellgut
Um den Sauerteig herzustellen, alle Zutaten miteinander vermischen und abgedeckt in einem hohen Gefäß bei Raumtemperatur für etwa 10-15 Stunden gehen lassen (bis sich der Sauerteig mindestens verdoppelt hat und am Höchststand steht - er soll nicht in sich zusammengefallen sein).
70g aktives Hefewasser
Alle Zutaten gut miteinander vermischen. Je nach Aktivität des Hefewassers, 8-12 Stunden abgedeckt bei Raumtemperatur in einem hohen Gefäß gehen lassen, bis sich das Poolish mindestens verdoppelt hat.
40g Wasser (kochend)
Das Altbrot mit dem kochenden Wasser übergießen, mit Frischhaltefolie abdecken und bis zur Verwendung aufbewahren (am Vorabend angesetzt kann es bei Raumtemperatur aufbewahrt werden - ansonsten im Kühlschrank).
Sauerteig
Brühstück
205g Ruchmehl
35g Kamut
120g Wasser
Mehle mit dem Wasser, Poolish, Sauerteig und Brühstück vermischen und gut abgedeckt für 60 Minuten ruhen lassen (Autolyse).
8 g Salz
30 g Wasser (kalt)
7 g Olivenöl
Porridge (Quellstück)
Salz zum Teig hinzufügen und auf niedrigster Stufe etwa 3-4 Minuten lang mit der Küchenmaschine kneten, bis sich der Teig vom Schüsselrand löst. Die Geschwindigkeit erhöhen und nun schluckweise das Wasser hinzufügen (dabei während des Hinzufügens die Geschwindigkeit verringern und wieder erhöhen sobald der Teig das Wasser aufgenommen hat). Nach dem letzten Schluck Wasser, den Teig noch 1-2 Minuten schnell zu Ende kneten, bis er Gluten entwickelt, sich vom Schüsselrand löst und sich ein guter Fenstertest zeigt. Nun noch das Öl bei langsamer Geschwindkeit hinzufügen und kurz ein letztes Mal die Geschwindigkeit erhöhen, sobald der Teig das Öl aufgenommen hat. Am Ende das Porridge hinzufügen und auf niedrigster Stufe für 1-2 Minuten unterheben (nicht auf schnellem Gang, da sonst Gefahr besteht dass die Gluten zerstört werden).
Ruchmut kommt vor dem Knall, nämlich dem der Geschmacksexplosion. Egal ob mit Marmelade, einem guten Schinken oder würzigem Käse: Die Ruchmut Brötchen sind ein Sauerteig-Brötchen-Allrounder. Die Intensität der Säure lässt sich auch über die Menge des zugegebenen Anstellguts im Porridge regulieren.
Übrigens: die Brötchen lassen sich auch ideal auf Vorrat backen und nach dem Backen einfrieren. Zum Auftauen, die gefrorenen Brötchen im vorgeheizten Ofen bei 220-230 Grad wieder in den Knusperzustand versetzen.
Noch ein letzter Hinweis: Die angeführte Teigausbeute (TA171) inkludiert nicht das Wasser aus Porridge und Brühstück!
10 comments
Hallo Alex,
Die Brötchen kommen wie gerufen, Danke sehr. Eine Frage hab ich doch noch: verwendest du Kamut als Korn welches gemahlen wird oder Kamutmehl?
Hallo Birgit! Ich habe Kamutmehl verwendet. Es spricht aber nichts dagegen wenn Du selbst mahlst – eventuell das Wasser nach oben hin ein klein wenig anpassen. Na dann, ran an die Brötchen! Viel Erfolg und Spaß dabei, liebe Grüße, Alex
Hallo Alex!
Welches ASG verwendest du? Ich habe Roggen-VK-ST und LM. Welches wäre besser für dieses Rezept geeignet?
Liebe Grüße
Kirstenbritta
Hallo Kirsten!
Ich habe es im Rezept ergänzt. Ich verwende ASG vom Weizensauer (TA200). Du kannst auch Dein Roggen ASG nehmen – das Säurespiel wird bei Roggen zwar ein anderes, bei dieser kleinen Menge wird es sich aber in Grenzen halten. Beim LM wären die 3g zu wenig, da ja ein anderes Mehl/Wasser-Verhältnis vorhanden ist. Du kannst aber auch den LM mit 1, 2 Fütterungsdurchgängen in Richtung TA200 bringen. Liebe Grüße, Alex
Hallo Alex,
kann ich mit dem Rezept, anstatt Brötchen, auch ein Brot backen oder muss da etwas abgeändert bzw besonders beachtet werden?
Liebe Grüße,
Ulrike
Hallo Ulrike! Ja klar geht das, Du solltest nur bei der Stockgare nicht bis zur Verdopplung gehen – danach einfach als Brot aufarbeiten. LG Alex
Hallo Alex ,
Würde es auch funktionieren, die Brötchen nach der Aufarbeitung über Nacht im Kühlschrank zu lagern?
Ich nämlich ein Fan von Übernachtgare.
Lg Alexandra
Hallo Alexandra!
Für eine Übernachtgare würde ich Sauerteig und Poolishmenge halbieren (nicht vergessen: den Rest dann beim Hauptteig hinzufügen! Statt dem 2. Teil Hefewasser dann einfach normales Wasser). Den Teig würde ich bei ca. 50% Volumszunahme in den Kühlschrank geben (mindestens 12 Stunden). Am nächsten Tag ca. 90-120 Minuten akklimatisieren lassen und dann erst abstechen bzw. als Brötchen aufarbeiten.
Liebe Grüße, Alex
Hallöchen,
Tolles Rezept habe leider kein Hefewasser. Wie kann ich das ersetzen ??
Schönen Grüsse
Christine
Hallo Christine! Vielen Dank! Du kannst auch eine reine Sauerteigvariante daraus machen! Ich würde 30g vom Ruchmehl aus dem Hefewasser-Vorteig in den Sauerteig dazugeben (plus dieselbe Menge Wasser, also auch 30g) und die übrig bleibenden Mengen (40g Ruchmel bzw. 40g Flüssigkeit) dann in den Hauptteig dazu geben! Volumen im Hauptteig während der Stockgare halte Dich aber eher an 50-70% Volumszunahme. Verdopplung wäre auf zuviel. Liebe Grüße, Alex